Mickey ist eigentlich ein lebendiger und freundlicher Hund, der sich auf seinen Spaziergang immer ungestüm freut. Leider nur in der Zeit von März bis August. Denn da ist Schonzeit und kein Wildtier darf geschossen werden. Mickey hat nämlich Angst vor Gewehrschüssen.Sobald er einen Schuss hört, ist er nicht mehr zu bremsen, und das im wahrsten Sinne. Er bremst erst wieder, wenn er endlich zu Hause ist. Dabei ist es auch egal, wie laut bzw. leise der Gewehrschuss war oder wie weit entfernt Halter und Hund von ihrem zu Hause sind. Die Besitzerin hat dann keinen Einfluss mehr auf Mickey. Mickey hat Panik.
Auch Dusty, die Hauskatze, hat ein Problem. Die Besitzerin hat Dusty aus dem Tierheim geholt und Dusty hat sich gut eingelebt und ist zu einer richtig anhänglichen Schmusekatze geworden.Die Freundinnen der Besitzerin konnten Dusty bisher jedoch nicht kennenlernen, obwohl sie schon oft zu Besuch waren. Denn Dusty flüchtet immer ins Schlafzimmer unter die Kommode, sobald es an der Türe klingelt. Dort ist er auch mit Leckerchen nicht hervorzulocken. Erst lange nachdem der Besuch wieder gegangen ist, kommt Dusty vorsichtig unter der Kommode wieder hervor. Da die Besitzerin häufig Besuch einlädt, versteckt sich Dusty immer öfter unter der Kommode.Seit ein paar Tagen putzt er sich nun vermehrt und die Besitzerin hat bereits einige haarlosen Stellen im Fell entdeckt.
Alles, was als bedrohlich empfunden wird, löst Angst aus.Das ist eine ganz natürliche Reaktion, denn Angst ist biologisch sinnvoll.Ohne Angst würden wir (und auch unsere Tiere) viele Dinge tun, die gefährlich für uns sind. Angst ist also (über)lebensnotwendig.Wird ein sinnvolles Maß an Angst aber überschritten, kann das Leben zur Qual werden.
Einige Tiere haben nur vor konkreten Dingen oder Ereignissen Angst, mit denen sie in der Vergangenheit eine schlechte Erfahrung gemacht haben. Die Angst tritt also nur in bestimmten Situationen auf.
Bei der situationsbedingten Angst kann die Reaktion individuell sehr verschieden sein.Einige Tiere erholen sich ziemlich rasch, sobald die beängstigende Situation wieder vorbei ist. Andere haben eine regelrechte Panik. Die Reaktion des Tieres ist dabei unabhängig von der Stärke des Auslösers. Selbst ein leises Donnergrollen oder ein weit entfernter Schuss (ein leises "Plöpp") lösen eine heftige Angst aus. Meist sind diese Tiere dann auch nicht mehr ansprechbar – sie sind panisch. Auch wenn das angstauslösende Geräusch schon lange wieder vorbei ist, brauchen sie sehr lange, bis sie sich wieder beruhigen können.
Andere Tiere fürchten sich vor vielerlei Dingen. Sie sind allgemein ängstlich, fürchten sich davor, Neues auszuprobieren und sind meist sehr unruhig, da sie immer ihre Umgebung im Auge behalten müssen. Diese Ängstlichkeit ist eigentlich immer vorhanden. Nur innerhalb der Wohnung fühlen sich diese Tiere sicher genug, um zu entspannen. Bis es eventuell an der Türe klingelt….In der Regel sind diese Ängste auf fehlende Umweltreize und Lernerfahrungen in der Sozialisierungsphase zurückzuführen.Alles was fremd ist, wird als bedrohlich empfunden und somit zum Angstauslöser.
In den allermeisten Ratgebern kann man lesen, dass man sein Tier bei Angst nicht "trösten" solle, da die Zuwendung des Halters die Angst belohnen und dadurch weiter verstärken würde. Stattdessen wird dazu geraten, die Angst zu ignorieren, was dem Tier angeblich Sicherheit vermitteln würde.Diese Ansicht ist schlichtweg falsch und wird leider immer wieder weitergegeben und abgeschrieben.Wenn ich mich beispielsweise davor fürchte, im Dunkeln durch einen Wald zu gehen, wird meine Angst dann größer, wenn ein vertrauter Mensch meine Hand im Wald hält und mir sagt, dass mir nichts passieren kann? Wohl kaum.Und wie würde ich mich fühlen, wenn mein vertrauter Mensch überhaupt nicht auf mich eingeht (meine Angst also ignoriert) und mich einfach im Wald stehen lässt, wenn ich nicht mehr weiter gehen oder umkehren möchte? Vermittelt mir das Sicherheit? Mit Nichten.
Und trotzdem verhält es sich oft tatsächlich so, dass sich die Ängste des Tieres mit der Zeit verstärken, wenn er von seinem Besitzer getröstet wird. Wie kommt das?Dieser scheinbare Widerspruch beruht auf drei Gründen:
Ängste können also durch Lernen (schlechte Erfahrung) erst entstehen und sich auch durch Lernen verschlimmern. Durch gezieltes Lernen können Ängste aber auch wieder gemildert oder sogar verlernt lernen.
Wichtig ist, dass der Halter die Angst seines Tieres überhaupt erkennt.Neben auffälligen Signalen bei der Körperhaltung, Mimik und Lautäußerung, können physiologische Zeichen wie Hecheln, erweiterte Pupillen, Schwitzen an den Pfotenballen, Erhöhung von Puls und Herzschlag beobachtet werden.Auch psychosomatische Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Magenschmerzen oder lähmungsartige Zuständige sind nicht selten.Angst bedeutet für unser Tier chronischen Stress. Auf Dauer kann chronischer Stress zu einem geschwächten Immunsystem und in Folge zu verschiedenen Krankheiten führen.
Besonders ängstliche Hunde benötigen einen klar strukturierten Tagesablauf und einen Besitzer, der durch eigenes konsequentes Verhalten seinem Tier Sicherheit vermitteln kann.Mitgefühl für unser Tier dürfen wir haben – Mitleid aber nicht.
Ängste verlieren sich nicht von selbst. Angst ist belastend. Es schränkt das Leben ein und damit die Lebensqualität.Wir sind als Halter dazu verpflichtet, alles zu tun, damit es unserem Tier besser geht.Dabei bin ich Ihnen gern behilflich.